Frankfurt am Main, 07.08.2023

Säbelfechterin Léa Krüger: „Die Vorbereitung auf das Staatsexamen gleicht der Vorbereitung auf Olympische Spiele“

Die WM-Fünfte ist Kandidatin bei der Wahl „Sport-Stipendiat:in des Jahres“ 2023 / Deutsche Bank und Sporthilfe vergeben Auszeichnung für Spitzenleistungen in Sport und Studium / Top 5 in öffentlicher Online-Abstimmung unter sportstipendiat.de

Säbelfechterin Léa Krüger kämpft nicht nur auf, sondern auch neben der Planche – im Studium der Rechtswissenschaften und bei ihrem politischen Engagement im Präsidium des Vereins Athleten Deutschland. Die 27-jährige Kölnerin setzt dabei klare Prioritäten, um den Spagat dieser Dreifachbelastung inklusive anstehender Olympia-Qualifikation für Paris 2024 zu meistern.
 

Derzeit läuft die Qualifikationsphase für die Olympischen Spiele in Paris – es wäre Deine erste Olympiateilnahme. Was würde es Dir bedeuten, dabei zu sein? 

Ich glaube, für jeden Sportler und jede Sportlerin sind Olympische Spiele das größte Ereignis, das man erreichen kann, gerade in den Randsportarten, zu denen Fechten dazugehört. Für mich persönlich ist es nächstes Jahr einmal mehr besonders, da die Spiele in Paris stattfinden. Mein Vater ist Franzose, ich habe fünf Monate für ein Auslandssemester in Paris gewohnt, das Land ist für mich wie eine zweite Heimat. Deswegen wäre die Teilnahme abgesehen von dem Zauber, den die Olympischen Spiele sowieso mit sich bringen, durch den Standort 2024 zusätzlich magisch für mich.

Wie sind die Aussichten, Dir diesen Traum zu erfüllen?

Die Qualifikation läuft bei uns über das Team und ist wahnsinnig schwierig im Fechten. Es geht nach Kontinenten und in Europa ist die Konkurrenz mit Abstand am stärksten. Doch wir haben derzeit eine super starke Mannschaft. Ich weiß, dass wir es können. Die Qualifikation ist durchaus drin.

Du engagierst Dich im Präsidium von Athleten Deutschland und vertrittst die Stimme anderer Kadersportler:innen. Parallel laufen Training, Wettkämpfe, Uni und Privatleben weiter. Wie priorisierst du diese Lebensbereiche?

Das ist manchmal gar nicht so einfach. An erster Stelle steht erst einmal der Sport, wobei ich in gewissen Phasen auch das Studium priorisiere. Gerade wenn es ums Examen geht, rückt die Universität mehr in den Fokus und den Trainingsplan spreche ich dementsprechend mit meinem Trainer ab. Deshalb halten sich die beiden Bereiche derzeit sogar die Waage. Das sportpolitische Engagement stopfe ich meistens noch irgendwo dazwischen. Nichtsdestotrotz gibt es manchmal auch Themen und Zeiten, in denen ich auch diesem Teil eine hohe Priorität einräume. 

Um welche Themen handelt es sich?

Ich mache viel zum Thema Russland und IOC, das ist aktuell mein Topthema. Als das IOC im April die Wiederzulassung russischer Athleten und Athletinnen an Wettkämpfen beschlossen hat, hatte ich zum Beispiel eine Phase, da war das sportpolitische Engagement Priorität Nummer eins. Das wird mich auch bis zu den Olympischen Spielen weiterhin begleiten. Ein weiteres Thema ist Gewalt und Missbrauch im Sport. Da ging es zum Beispiel um den Aufbau eines Zentrums für Safe Sport. Und ich sitze im Aufsichtsrat der Nationalen Anti Doping Agentur, deswegen beschäftige ich mich auch viel mit diesem Bereich. Das Schöne an all den Themenfeldern ist, dass es eine enorme Verknüpfung zwischen dem Sportlichen und dem Juristischen gibt. Da hilft mir auch mein Studium wahnsinnig gut weiter.

Und umgekehrt? Profitierst Du auch im Studium von Deinen Erfahrungen als Leistungssportlerin?

Auf jeden Fall! Gerade im Jurastudium wird das durch das Staatsexamen auf die Spitze getrieben. Wir haben am Ende des Studiums das Staatsexamen. Ich vergleiche es gerne mit den Olympischen Spielen. Es ist der Höhepunkt der Uni-Laufbahn. Ich bin in meinem Studium nun so weit, dass ich mich für dieses Level, dieses Staatsexamen qualifiziert habe. Die Vorbereitung darauf ist für mich wie die Vorbereitung auf Olympia. Es ist ein Marathon und kein Sprint. Man lernt nicht mal schnell für eine Klausur, sondern muss dranbleiben, durchhalten, immer wieder neu ansetzen. Genauso ist es im Sport. Geht ein Turnier daneben oder verletzt man sich, dann muss man zurückkommen. Dieses Examen ist also wie ein Wettkampf. Seitdem mir das bewusst ist, bin ich viel gelassener. Die Ausnahmesituation, in die sich die Studierenden begeben, die kenne ich, das ist Alltag für mich. Deshalb ist die Erfahrung im Sport sehr wertvoll für mich.

Mit Deinem Engagement bei Athleten Deutschland und Deinem sportlichen Werdegang hast du bereits jetzt einen spannenden Lebenslauf zu bieten. Wie wichtig ist es Dir, auch Dein Studium voranzutreiben?

In erster Linie möchte ich einen Abschluss in der Tasche haben (lacht). Zweitens macht Jura Spaß. Zumindest, wenn man es in der Praxis anwenden kann. Das erlebe ich im Moment in der Sportpolitik und ziehe unheimlich viel daraus. Gerade der Schwerpunkt in Völker- und Europarecht, in dem ich eine Art Extraqualifikation habe, hilft mir enorm, was das Verständnis für die Politik – vor allem im aktuellen Kriegsgeschehen – angeht. Und das Gute an Jura ist, dass ich auch in der Zukunft nicht festgelegt bin. Selbst, wenn ich nicht in die Politik gehe, habe ich viele andere Möglichkeiten. Das fasziniert mich. Momentan kann ich aber definitiv sagen, dass mein Interesse in der Politik und der Sportpolitik liegt, ich da gerne Fuß fassen und auch beruflich was bewirken will.

Woher kommt die Motivation, etwas für andere Leistungssportler:innen zu bewegen?

Meine Motivation ist auf der einen Seite mein Drang für Gerechtigkeit, und auf der anderen Seite der Wunsch, dass es den Menschen, die mir wichtig sind, gut geht. Wenn ich merke, dass es eine Ungerechtigkeit gibt oder eine ‚Lücke im System‘ vorliegt, dann möchte ich diese aus dem Weg räumen und Verbesserungen herbeiführen. Das ist denke ich auch der Grund, warum ich Jura studiere. Ich will andere Athlet:innen unterstützen und ihnen Steine aus dem Weg räumen, damit sie sich voll und ganz auf das konzentrieren können, wo ihre Leidenschaft liegt - auf ihren Sport.

Auf Deiner Reise durch Sport, Studium und Politik haben Dich die Sporthilfe und das Deutsche Bank Sport-Stipendium begleitet. Was bedeutet Dir diese Unterstützung?

Ich hätte meinen Weg nicht ohne das Deutsche Bank Sport-Stipendium gehen können, das ist ganz klar. Mit dem Stipendium ermöglicht mir die Sporthilfe nach wie vor nicht nur sportlich, universitär und sportpolitisch aktiv zu sein, sondern hat mich auch ganz viel in der Persönlichkeitsentwicklung unterstützt. All das wäre sonst nicht so gelaufen.

 

Steckbrief

Léa Krüger (*17. Februar 1996 in Filderstadt)

  • Sportart:                     Fechten/Säbel
  • Wohnort:                     Köln
  • Verein:                        TSV Bayer Dormagen
  • Größte Erfolge:          5. Platz Team-WM 2021
  • Studium:                     Rechtswissenschaften
  • Universität:                 Universität zu Köln

 

Die Deutsche Bank, seit 2008 Nationaler Förderer der Deutschen Sporthilfe, unterstützt im Rahmen der Sporthilfe-Förderung studierende Spitzenathlet:innen mit dem Deutsche Bank Sport-Stipendium. Aktuell profitieren etwa 350 Sporthilfe-geförderte Athlet:innen von dem Programm, das mit einem Zeitbonus über die Regelstudienzeit hinaus gewährt wird. Die besonderen Leistungen der studierenden Athlet:innen werden mit der Wahl „Sport-Stipendiat:in des Jahres“ zusätzlich gewürdigt. Die Deutsche Bank verdoppelt dem bzw. der Sieger:in das Stipendium für 18 Monate. Die vier weiteren Finalist:innen erhalten für den gleichen Zeitraum eine Zusatzförderung von 50 Prozent des monatlichen Stipendiums.

Diese Athlet:innen stehen zur Wahl: Ricarda Bauernfeind (Radsport/Lehramt), Anne-Kathrin Berndt (Sitzvolleyball/Recht und Management), Léa Krüger (Fechten/Rechtswissenschaften), Jona Pörsch (Taekwondo/ Zahnmedizin und Wirtschaftswissenschaften) und Christopher Rühr (Hockey/Humanmedizin). Bis zum 21. August 2023 kann jede:r unter www.sportstipendiat.de den oder die Nachfolger:in von Leonie Beck, Freiwasserschwimmerin und Medienkommunikationsstudentin, wählen. Unter allen Teilnehmer:innen des Online-Votings wird ein iPad verlost.


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Pressekontakt

Stiftung Deutsche Sporthilfe
Florian Dubbel
Geschäftsleitung

Tel.069 / 67803 - 500
Mailflorian.dubbel@sporthilfe.de


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