fünf der Welt mitspielen wollen, können wir es mit dem aktuellen Aufwand nicht schaffen. Wir brauchen auch andere Rahmenbedingungen, aber wir brauchen als erstes diese Selbstanalyse, dass wir wieder mehr tun müssen. Wie ist es beim Rudern: Merkst du, dass die jüngere Generation genauso Lust hat reinzuhauen wie Du? Oliver Zeidler: Es gibt sehr viele junge Talente, die viel Potenzial und auch Einsatzwillen mitbringen. An ihnen liegt es nicht, sondern an den Rahmenbedingungen. Diese müssen anders gestaltet werden, um mit den Top-Nationen wieder wirklich mithalten zu können. Nach den U23-Jahren, also nach der Uni, sagen zu viele, dass sie sich jetzt lieber auf den Job konzentrieren und Geld verdienen, anstatt ihren Traum, zur absoluten Weltspitze zu gehören, anzugehen. Ich hoffe, dass meine Medaille auch ein bisschen ein Fingerzeig sein kann, dass es doch möglich ist. Aber man muss auch verstehen, dass ein Erfolg, wie der in Paris, sehr viel Zeit und Geld kostet. Wieviel Geld brauchte es? Oliver Zeidler: Ein Beispiel: Ich war in Vorbereitung auf die Spiele zum Training auf der Olympia-Strecke, auch dank der Unterstützung der Deutschen Bank. In Paris war es aber ziemlich teuer zu trainieren, dort haben die Franzosen natürlich auch ihr Geschäft gesehen. Insgesamt war ich fünf Wochen vor den Olympischen Spielen in Paris. Allein dafür fiel ein fünfstelliger Betrag an. Welchen Gegenwert bekommt die Deutsche Bank durch ihr Engagement? Christian Sewing: Oliver ist für die Deutsche Bank, aber auch für Deutschland ein toller Markenbotschafter. Wir sind eine globale Bank und profitieren enorm von Menschen wie ihm, die unser Land in der Welt repräsen- tieren. Und nicht nur von Oliver, sondern von vielen weiteren Athleten. Wir finden es klasse, wenn wir Sportler, die neben ihrem Studium Weltklasseleistung bringen, über die Sporthilfe unterstützen können. Viele von ihnen haben nur 400 bis 800 Euro im Monat zur Verfügung. Ich finde, da müssen wir doch als großes Institut unterstützen. Das sehe ich auch als eine gesellschaftliche Verantwortung an, nicht nur die der Deutschen Bank, sondern auch anderer großer Konzerne. Es hilft uns ja auch. Und es geht dabei nicht nur um externe Markenbotschaft. Der interne Stolz der 90.000 Mitarbeiter, dass wir einen Olympiasieger auf seinem Weg mit unterstützen konnten, dafür brennt die Organisation. 33 » Mein Weg zum Olympiasieg zeigt, dass Leistung in Deutschland möglich ist. Oliver Zeidler Oliver, hast Du die ganze Arbeit für den Erfolg auch ein bisschen für Deutschland gemacht oder rein für Dich allein und Dein Team? Oliver Zeidler: Also in erster Linie war es natürlich eine Sache, die mir sehr am Herzen gelegen hat. Ich wollte Tokio vergessen machen. Das war sehr emotional für mich. Von daher war es in erster Linie natürlich für mich, dann fürs Team und zu guter Letzt natürlich auch für Deutschland. Auch wenn ich zuvor eigentlich immer davon überzeugt war, dass Erfolg in unserer Gesell- schaft nicht so den Stellenwert hat und manchmal sogar negativ ausgelegt wird. Nach meinem Olympiasieg war das ganz anders: Ich habe so viele, durchgehend positive Rückmeldungen von allen möglichen Leuten bekommen, die stolz darauf sind, dass ich die Flaute des deutschen Einer-Ruderns, die ich selbst in Tokio fortgesetzt hatte, in Paris überwinden konnte. Das ist mir sehr nah gegangen. Ich glaube, das ist für viele auch ein Hoffnungsschimmer, dass Leistung in Deutschland möglich ist – in meinem Fall im Sport. Wie groß ist Dein Ehrgeiz diesbezüglich für die zweite, die berufliche Karriere? Oliver Zeidler: Ich habe immer gesagt, duale Karriere ist wichtig, weil ich den Sport nicht bis ans Ende meines Lebens machen kann – und in einer anderen Position im Sport eigentlich auch nicht machen möchte. Von daher ist die Wirtschaft auf jeden Fall der nächste Schritt nach der Ruderkarriere. Aktuell bin ich bei meinem Arbeit- geber Deloitte als Consultant tätig. Als Topsportler und aktuelle Nummer eins der Welt bin ich mit dieser Rolle noch nicht zufrieden, denn ich bin nicht der Typ, der sagt, Mittelmaß reicht mir. Ich möchte in meiner beruf- lichen Karriere Verantwortung übernehmen und etwas gestalten. Deshalb mache ich gerade meinen Master in Lausanne, um den Grundstein zu legen für das, was nach dem Sport kommt.