Laura Vargas Koch und Alfried Bührdel: Ein starkes Mentorenpaar

Laura Vargas Koch pendelt ständig zwischen Matte und Mathe: Aktuell konzentriert sich die Judoka und Bronzemedaillen-Gewinnerin von Rio 2016 noch voll auf ihren Sport, promoviert daneben aber auch in Mathematik. Für die zweite Karriere holt sich die 28-Jährige wertvolle Tipps bei ihrem von der Sporthilfe und der Werte Stiftung vermittelten Mentor Alfried Bührdel, Aufsichtsrat, Berater und Business Angel. Wir haben die beiden beim 42. Sporthilfe Elite-Forum zum Doppelinterview getroffen.


Herr Bührdel, Sie engagieren sich bereits seit vielen Jahren als Kurator und auch als Mentor bei der Deutschen Sporthilfe. Wie kam es dazu?

Alfried Bührdel: Ich bin dem Sport seit jeher stark verbunden, auch wenn ich ihn selbst nie auf Leistungsniveau betrieben habe. Mit meinem Engagement bei der Deutschen Sporthilfe möchte ich den Respekt ausdrücken, den ich vor den Athletinnen und Athleten habe und Ihnen im Rahmen meiner Möglichkeiten weiterhelfen – gerade in Bezug auf ihre berufliche Zukunft. Schließlich sind im Leistungssport ähnliche Tugenden gefragt wie später im Job.

Bei den Olympischen Spielen in Rio feierte Laura Vargas Koch vor zwei Jahren ihren bislang größten Erfolg: In der Judo-Klasse bis 70 kg gewann sie die Bronzemedaille.

Welche sind das konkret?

Bührdel: Ein klarer Fokus, Disziplin und Durchhaltevermögen, auch die Kreativität, sich immer wieder an neue Umstände anzupassen. Athleten werden im Sport gut auf das Leben vorbereitet.

Sie sind ausgebildeter Bankkaufmann, haben danach BWL studiert und waren lange Zeit als Finanzchef in großen Unternehmen tätig. Ihre Mentee, die Judoka Laura Vargas Koch, promoviert gerade an der RWTH Aachen in Mathematik. Wie passt das zusammen?

Bührdel: Zu meiner Zeit wurden die Studienplätze für BWL noch zentral vergeben – ich bekam damals einen Platz in Erlangen. Weil ich wegen der Unternehmen meines verstorbenen Vaters aber heimatnah studieren musste, habe ich mich in Münster zunächst für zwei Semester Mathematik eingeschrieben und konnte dann zum BWL-Studium wechseln. Insofern gibt es hier eine kleine Parallele bei unseren Lebenswegen.

Laura Vargas Koch (lacht): Ja, so haben wir sogar eine mathematische Gesprächsgrundlage.

Laura, wie kamst Du zum Mentorenprogramm der Sporthilfe?

Vargas Koch: Ich meldete mich Anfang 2016 dafür an, weil ich während meines Mathe-Studiums an der TU Berlin noch keine richtige Idee hatte, was ich später einmal damit machen will. Mit Alfried habe ich einen tollen Mentor bekommen, er gibt mir die Orientierung, die ich brauche. Ich weiß jetzt, dass ich auf jeden Fall ein oder mehrere Praktika in einem Unternehmen absolvieren möchte. Allerdings erst nach den Olympischen Spielen in Tokio 2020 – bis dahin gehört meine volle Konzentration dem Judo.

Hilft es Dir dabei zu wissen, dass Du einen Partner hast, der Dich auch auf Deinem beruflichen Weg begleitet?

Vargas Koch: Ja, das hilft definitiv. Zunächst einmal ist es schon sehr cool, jemanden in einer solchen Position wie Alfried kennenzulernen, den man sonst eher nicht getroffen hätte. Schließlich hat er bei Unternehmen wie Bertelsmann, Ströer und Tengelmann gearbeitet. Der Austausch mit ihm ist an sich schon spannend, ohne, dass es ganz speziell um meine Karriere ginge. Alfrieds Erfahrungen und seine Kontakte richtig zu nutzen, so weit sind wir noch gar nicht gekommen, weil für mich der Sport wie gesagt noch zu sehr im Fokus steht.

Laura Vargas Koch

* 29. Juni 1990 in Berlin

Sporthilfe-gefördert seit 2009

Größte Erfolge: Olympia-Bronze 2016, WM-Silber 2013, EM-Silber 2014 und 2015

Ich würde das Mentorenprogramm jedem Sportler empfehlen. Wenn man sich nicht ganz sicher ist, was man beruflich machen will, ist es eine hervorragende Gelegenheit, sich mehr Klarheit zu verschaffen.

Herr Bührdel, wie sehen Sie Ihre Rolle als Mentor?

Bührdel: Ich möchte mit meinen Erfahrungen und meinem Netzwerk helfen – wobei Laura mit ihrem Studiengang ja eine gefragte Nische besetzt und zumindest nach meiner Vorstellung sehr schnell ein Angebot im Markt finden wird. Generell bin ich aber der Meinung, dass das Mentorenprogramm für jeden Athleten sinnvoll sein kann: Jemanden außerhalb des gewohnten Umfelds aus Sport und Familie zu haben, der als Reflexionsfläche dient, mit dem man sich austauschen kann, kann sehr hilfreich sein. Deswegen wird meine Mentorenschaft für Laura auch nicht mit Ihrem Berufseinstieg enden. Wann immer sie Rat braucht, habe ich ein offenes Ohr für sie. Sie muss es nur sagen – der Ball liegt bei ihr.

Laura, nach Deinen Erfahrungen: Würdest Du anderen Athleten zu dem Mentorenprogramm raten, das die Sporthilfe und die Werte-Stiftung im Rahmen der Initiative „Sprungbrett Zukunft“ vermitteln?

Vargas Koch: Anfangs dachte ich, ich habe mich vielleicht etwas zu früh dafür beworben. Aber inzwischen sehe ich es als Vorteil, dass Alfried und ich uns als Menschen bereits gut kennengelernt haben, auch Vertrauen zueinander aufbauen konnten. Kurzum: Ich würde das Mentorenprogramm jedem Sportler empfehlen, nicht nur den Studierenden. Wenn man sich nicht ganz sicher ist, was man beruflich machen will, ist es eine hervorragende Gelegenheit, sich mehr Klarheit zu verschaffen.

(veröffentlicht am 29. August 2018)


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