Hockeyspielerin Sonja Zimmermann studiert aktuell „Kultur und Wirtschaft: französisch“, nachdem sie ihr BWL-Studium mit dem Master in Business Administration im vergangenen Jahr bei vollem Hockey-Programm abgeschlossen hat. Sie steckt derzeit in den direkten Vorbereitungen für die Olympischen Spiele in Paris, wo sie mit dem deutschen Hockey-Team eine Medaille holen möchte. Im vergangen Jahr gewann sie mit den „Danas“ bei der Heim-EM in Mönchengladbach die Bronzemedaille, in diesem Jahr holte sie mit ihrem Verein Amsterdam den Sieg in der EuroHockeyLeague.
Du hast mit der deutschen Hockey-Nationalmannschaft Ende Juni in den Niederlanden die Pro League Saison beendet. Wie beurteilst Du die Leistung?
Sehr gut, wir sind Zweiter geworden. So gut haben wir die Runde noch nie abgeschlossen. Das letzte Spiel gegen die Niederlande haben wir zwar 0:1 verloren, aber es war sehr, sehr knapp. Wir waren teilweise sogar dominant, wir hatten einige Ecken und viele Torchancen. Gleichzeitig haben wir auch ein paar Torchancen der Holländerinnen sehr gut pariert. Aber wir sind insgesamt sehr zufrieden.
Ihr seid also gut vorbereitet für die Olympischen Spiele. Wie groß ist Deine Vorfreude auf Paris?
Die Vorfreude ist riesig. Wir haben schon die letzten zwei, drei Jahre darauf hingearbeitet, dass wir uns auf der weltbesten Bühne präsentieren dürfen. Und ja, wir sind gut vorbereitet. Wir haben viel an der Athletik gemacht und viele Spiele zusammen gespielt. Ich glaube, viel mehr kann man nicht mehr machen. Es ist ja nicht mehr lange bis zur Anreise. Jetzt zieht jede Spielerin ihr Programm zu Hause weiter durch. Wir sind alle guter Dinge und unser Ziel ist eine Medaille.
Wie bei der Heim-EM im vergangenen Jahr. Direkt nach dem verlorenen Halbfinale wart Ihr wohl enttäuscht, aber ihr habt ja dann Bronze geholt. Hast Du jetzt gute Erinnerungen an dieses Event?
Oh ja, sehr gute. Ich denke heute vor allem an die vielen Zuschauer, das war großartig. Ich habe noch nie vor so einer krassen Kulisse spielen dürfen. Es war so schön, dass die Familie und Freunde dabei waren. Die mediale Aufmerksamkeit war größer, als wenn man im Ausland eine Europameisterschaft spielt. Und so blicke ich sehr positiv zurück, auch wenn es schmerzhaft war, das Halbfinale zu verlieren. Es war aber trotzdem ein sehr gutes Turnier von uns, darauf können wir aufbauen.
Du bist für die Wahl der weltbesten Spielerin nominiert worden. Wie fühlt sich das an, wenn Du als Mannschaftssportlerin persönlich so herausgehoben wirst?
Das ist auf jeden Fall sehr besonders. Ich habe mich mega darüber gefreut, dass ich bei der EM meine Leistung am besten abrufen konnte, und dass das dann auch gesehen wurde. Aber es ist ein Mannschaftssport, und ich wäre niemals dahingekommen ohne mein Team.
Für Dich persönlich war das alles nicht ganz einfach. Du hast Deinen Bachelor gemacht und den Master abgeschlossen, alles in der Regelstudienzeit und mit hervorragenden Noten. Wie hast Du das geschafft?
Es war auf jeden Fall eine anspruchsvolle Zeit, in der ich BWL studiert habe. Es hat sehr viel Disziplin und Durchhaltevermögen erfordert. Mir war auch wichtig, dass sich das Studium nicht ewig streckt, weil ich früh auch Berufserfahrung bekommen möchte. Damit der Stoff, den ich im Studium gelernt habe, im Kopf noch ein bisschen präsent ist. Also habe ich da immer recht hohe Ansprüche an mich gehabt, dass ich das zügig durchziehe, und das ist mir dann Gott sei Dank auch gelungen.
Und jetzt studierst Du weiter?
Ja, das passt jetzt gut im Hinblick auf Olympia. Ich wollte neben dem Sport noch etwas anderes machen. Ich habe mich gefragt, was interessiert mich noch? Jetzt studiere ich im Zweitstudium „Kultur und Wirtschaft“ auf Französisch. Ich will mich einfach noch mal ein bisschen weiterbilden und meine Französischkenntnisse optimieren. Ich hatte auch mein Auslandssemester in Paris gemacht, mein Freund kommt aus Paris, und wir sprechen französisch.
Wie hat Dir das Deutsche Bank Sport-Stipendium der Sporthilfe bei der Umsetzung Deiner Pläne geholfen?
Das ist wahnsinnig hilfreich und ich bin sehr dankbar dafür. Man wird ja monatlich mit 300 Euro zusätzlich gefördert, das macht einen riesen Unterschied. Ich muss mir finanziell einfach nicht so viele Gedanken machen und muss keinen Zweitjob oder Minijob annehmen, sondern kann mich voll und ganz auf Sport und Studium konzentrieren.
Wird das nach den Olympischen Spielen so weitergehen mit Konzentration auf Sport und Studium bzw. Beruf?
Das habe ich vor, aber ich werde von Jahr zu Jahr schauen, wie sich das entwickelt und ob es weiter so viel Spaß macht. Mein Zweitstudium würde ich auf jeden Fall gerne mit ersten Berufserfahrungen kombinieren, deshalb bin ich gerade auf der Suche nach einem Teilzeitpraktikum. BWL fand ich cool, auch wenn ich mich in dem einen oder anderen Fach durchbeißen musste. Ich habe das eher wegen des Berufs später studiert. Man ist ja 40 Jahre in seinem Job, da möchte ich schon etwas machen, mit dem ich mich wohlfühle. Beim Zweitstudium ist es mir jetzt nicht mehr so wichtig, das in Regelstudienzeit durchzuziehen. Jetzt will ich meine Kenntnisse perfektionieren und es eigentlich auch ein bisschen genießen. Es ist ein Studium, was mich tief interessiert.
Die „Danas“ haben das Projekt Hockeywald gegründet, um die CO2-Emissionen durch die Reisen auszugleichen. Wie wichtig ist das für Dich?
Es ist ein total cooles Projekt. Ich gehöre zwar nicht zu denen, die das organisiert haben, ich steckte damals im Praktikum und schrieb meine Masterarbeit neben dem Hockey. Aber ich stehe voll dahinter, habe es immer supportet und bin stolz, dass wir uns unserer Co2-Emissionen bewusst sind und etwas tun.
Das Interview führte Ulrike Spitz. Abdruck honorarfrei mit Quellenangabe „Sporthilfe“.
Steckbrief
Sonja Zimmermann (*15.06.1999)
Sportart: Feldhockey
Sporthilfe-gefördert seit: 2017
Wohnort: Amsterdam
Verein: Amsterdamsche Hockey und Bandy Club
Größte Erfolge: EM-Dritte 2023, EuroHockeyLeague-Siegerin 2024
Studium: BWL (Master abgeschlossen), Kultur und Wirtschaft: französisch
Hochschule: Universität Mannheim
Die Deutsche Bank, seit 2001 Partner und seit 2008 Nationaler Förderer der Sporthilfe, unterstützt im Rahmen der Sporthilfe-Förderung rund 300 studierende Spitzenathlet:innen mit dem Deutsche Bank Sport-Stipendium mit einer Zusatzförderung in Höhe von 300 Euro pro Monat. Die besonderen Leistungen der studierenden Athlet:innen werden mit der Wahl „Sport-Stipendiat:in des Jahres“ zusätzlich gewürdigt. Die Deutsche Bank verdoppelt dem oder der Sieger:in das monatliche Stipendium für 18 Monate auf 600 Euro. Die anderen vier Nominierten erhalten für den gleichen Zeitraum die Hälfte des Betrags als Zusatzförderung.
Diese Athlet:innen stehen zur Wahl: Tabea Botthof (Eishockey/Humanmedizin), Luka Herden (Leichtathletik/Humanmedizin), Flora Kliem (Para-Bogenschießen/Grundschullehramt), Nico Paufler (Kanurennsport/Maschinenbau), Sonja Zimmermann (Hockey/Kultur und Wirtschaft französisch). Bis zum 25. Juli 2024 kann jede:r unter www.sportstipendiat.de den oder die Nachfolger:in von Ricarda Bauernfeind, „Tour de France Femme“-Etappensiegerin und Lehramtsstudentin, wählen. Unter allen Teilnehmer:innen des Online-Votings wird eine Garmin-Fitness-Smartwatch vívoactive® 5 verlost.
Hinweis an die Redaktionen:
Die Sporthilfe bietet zu Sonja Zimmermann und allen weiteren Kandidat:innen kosten- und rechtefreies Bild- und Video-Material zur freien Verwendung an:
Videos zum Einbetten aus dem Sporthilfe-youtube-Kanal: