Schwimm-Doppelweltmeister Florian Wellbrock peilt bei den verschobenen Olympischen Spielen in Tokio eine Medaille an. „Eine Siegerehrung bei den Olympischen Spielen auf dem Podest zu erleben, ist auf jeden Fall ein Traum von mir“, sagte der 23-Jährige im Interview für den neuen Jahreskalender der Deutschen Sporthilfe, der zum Jahresende exklusiv an alle Förderer der Stiftung versendet wird. Privat will Wellbrock, der sich Anfang Dezember mit Schwimm-Star Sarah Köhler verlobt hat, „einfach glücklich sein“. Sportlich warnt er davor, zu sehr zu verkrampfen, wie er selbst es bei seiner Olympia-Premiere 2016 in Rio de Janeiro erlebt habe: „Dort hatte ich viel Angst und habe erst danach gemerkt, wie blöd das war – Angst vor dem zu haben, was ich eigentlich liebe.“
Abdruck des Interviews honorarfrei. Quelle: Jahreskalender der Deutschen Sporthilfe
Sporthilfe: Florian, welche Erinnerung verknüpfst Du mit Deiner Sporthilfe-Förderung?
Florian Wellbrock: Ich erinnere mich daran, dass ich 2015 durch meinen B-Kader-Status erstmals in den Förderpool der Sporthilfe gekommen bin. Mit der Sporthilfe habe ich praktisch mein erstes Geld verdient, das war für mich der erste Schritt in die Selbstständigkeit und raus aus dem Nest von Mama und Papa. Seit 2019 bin ich in der höchsten Förderstufe ElitePlus, das ist für mich eine riesige Ehre.
Was war für Dich persönlich dein größter Triumph, egal ob sportlich oder nicht?
Das würde ich tatsächlich mit einem sportlichen Moment beantworten: Dass ich nach meinem Vorlauf-Aus über 800 Meter Freistil bei der WM 2019 in Gwangju noch einmal so stark aufgetreten konnte und Weltmeister über 1500 Meter Freistil wurde, dass ich dieses sportliche Auf und Ab gemeistert habe, ist für mich der bisher größte Triumph in meinem Leben.
Welchen Traum würdest Du Dir gerne erfüllen?
Sportlich gesehen fehlt mir natürlich noch eine olympische Medaille. Eine Siegerehrung bei den Olympischen Spielen auf dem Podest zu erleben, ist auf jeden Fall ein Traum von mir. Privat möchte ich ganz einfach glücklich sein. Es gibt ja häufig diese Fragen, wo man sich in fünf bis zehn Jahren sieht und da lautet meine Antwort: „Zufrieden und glücklich sein und dort hinzukommen, wohin es mich verschlägt.“
Was möchtest Du gerne lernen?
Ich würde gerne meditieren lernen. Wenn man gestresst oder unruhig ist, ist die Meditation eine gute Option, um sich wieder in Ausgleich zu bringen. Für den Sport sicherlich nicht verkehrt, wenn man da ein paar Skills erlernen kann.
Was geht Dir durch den Kopf, kurz bevor Dein Wettkampf beginnt?
In den letzten zehn Minuten vor einem Wettkampf höre ich extrem laut Musik. So laut, dass ich links und rechts von mir eigentlich gar nichts mehr hören kann. Ich beobachte auch, was die anderen Jungs machen, schaue, ob sie gerade nervös sind. Erst kurz bevor wir auf die Startbrücke gehen, bin ich im Tunnel und denke an nichts anderes als das Rennen. 2016 bei den Olympischen Spielen hatte ich viel Angst und habe erst danach gemerkt, wie blöd das war – Angst vor dem zu haben, was ich eigentlich liebe. Deswegen ist es sehr wichtig, dass man mit Spaß und mit einem Lachen an die Sache rangeht.
Wenn Du einen Fairplay-Preis verleihen könntest: An wen und wofür?
Ich würde ihn dem italienischen 1500-Meter-Olympiasieger Gregorio Paltrinieri geben. Nach meinem 800-Meter-Kraulen bei der WM 2019 in Gwangju, als ich vorläufig ausgeschieden bin, hat er mir auf Instagram eine Nachricht geschrieben. Sinngemäß: Es tut ihm sehr leid und er hofft, dass wir uns im 1500-Meter-Finale sehen. Dass er in seiner Position als frischgebackener Weltmeister die Größe hatte, mir so eine Nachricht zu schreiben, habe ich ihm sehr hoch angerechnet.
Aktuell erschienen in „Ein Hoch auf den Sport. Der Sporthilfe-Kalender 2021“. Darin finden Sie u.a. Kurz-Interviews mit Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler, Skispringerin Katharina Althaus, Bahnrad-Weltmeisterin Emma Hinze und Ringer-Weltmeister Frank Stäbler.
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