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Para-Tischtennisspieler Valentin Baus: "Ich will nicht nur zu den Paralympics fahren, um dabei zu sein"

Valentin gewann 2021 in der Startklasse WK5 Gold bei den Paralympics in Tokio. Im Finale besiegte der Bochumer, der an der Glasknochenkrankheit leidet und deshalb seit 14 Jahren im Rollstuhl sitzt, den chinesischen Titelverteidiger. Während der Corona-Pandemie wechselte Valentin zudem Studiengang und Universität und studiert nach Wirtschaftsingenieurwesen nun den Bachelor Business Administration an der Hochschule Düsseldorf, wo er auch lebt und trainiert. Jetzt steht Valentin zur Wahl bei der Auszeichnung "Sport-Stipendiat:in des Jahres" von Deutscher Sporthilfe und Deutscher Bank.


Valentin, für Deine zweiten Paralympics musstest Du wegen der Pandemie-bedingten Verschiebung einen längeren Anlauf nehmen als geplant. Wie bist Du damit umgegangen?

Zu Beginn war es eine sehr schwierige Situation für mich, weil man ja auch nicht wusste, wie es nun weitergehen wird. Man kann schon sagen, dass ich durch die Verschiebung für ein paar Wochen in ein kleines Loch gefallen bin. Letztlich konnte ich die Zeit aber dafür nutzen, mein Spiel weiterzuentwickeln und auf ein noch höheres Niveau zu bringen. Das ist mir, glaube ich, ganz gut gelungen.

Das kann man wohl sagen, denn in Tokio wurdest Du zum ersten Mal Paralympicssieger im Tischtennis. Wie ist das Turnier für Dich verlaufen?

Eigentlich optimal. Ich habe mich von Anfang an wohlgefühlt, hatte auch das Glück, ein Einzelzimmer zu haben. An die Bedingungen in der Halle musste ich mich ein bisschen gewöhnen, aber ich hatte früh das Gefühl, dass diesmal etwas gehen kann. Am Finaltag bin ich noch vor dem Wecker aufgestanden, was eher untypisch für mich ist, und habe den Tag genossen. Ich wollte einfach das Beste daraus machen, ohne mich dabei unter Druck zu setzen.

Jubelnd blickt Valentin nach seinem Sieg bei den Paralympics in Tokio in die Kamera. Auch bei den Paralympischen Spielen 2024 und 2028 möchte der Para-Tischtennisspieler wieder dabei sein. (Foto: picture alliance)

 

Ich bin jemand, der sich einfach darüber freut, Tischtennis spielen zu können.

Hast Du das Gefühl, seit dem Paralympics-Sieg anders wahrgenommen zu werden?

Ich werde auf jeden Fall häufiger erkannt. Direkt nach Tokio wurde ich oft angesprochen, das hat sich wieder etwas reduziert, wirkt aber immer noch nach. Insofern war der Wandel schon groß für mich, aber ich kann noch entspannt einkaufen gehen. (lacht) Im Studium hat sich nicht viel verändert, ich habe nach Tokio die Uni gewechselt.

… und zwar von Wirtschaftsingenieurwesen in Bochum zu Business Administration in Düsseldorf. Was war der Hintergrund?

Ich wollte nach Düsseldorf ziehen, wo ich auch trainiere, um für den Sport nicht mehr so viel fahren zu müssen. Für das Studium zu pendeln, wäre nicht im Sinn der Sache gewesen. Während des ersten Lockdowns habe ich mir zudem viele Gedanken gemacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich nicht zu einhundert Prozent glücklich mit meinem Studiengang war. Glücklicherweise konnte ich mir einige Leistungen anrechnen lassen.

Wieso ist es Dir wichtig, neben dem fordernden Leistungssport auch Deine berufliche Karriere voranzutreiben?

Ich werde mit meinem Sport nicht aussorgen können, außerdem kann jederzeit eine Verletzung das Karriereende bedeuten.

Da ist es für mich sehr wichtig, ein zweites Standbein zu haben, eine Ausbildung, um später in einen normalen Beruf zu gehen.

 

Weltmeister warst Du bereits, Europameister ebenfalls, jetzt bist Du auch Paralympicssieger. Was treibt Dich weiter an, jeden Tag im Training Gas zu geben?

Ich habe immer noch Lust, mich zu quälen und Wettkämpfe zu gewinnen –

als Sportler ist man einfach sehr ehrgeizig. Ich liebe den Sport, es macht mir unheimlich viel Spaß.

Daher kommt es eher selten vor, dass ich gar keine Lust auf Training habe. Die nächsten beiden Paralympics Paris 2024 und Los Angeles 2028 will ich auf jeden Fall noch machen. Danach wäre ich dann 32 Jahre alt, und da muss man natürlich schauen, wie gut läuft es noch körperlich. Nur mitfahren, um dabei zu sein, ist für mich keine Option.

Du wirst bereits seit zehn Jahren von der Deutschen Sporthilfe gefördert. Was bedeutet Dir diese Unterstützung durch die Sporthilfe und das Deutsche Bank Sport-Stipendium?

Für mich ist beides immens wichtig. Das Deutsche Bank Sport-Stipendium hilft mir finanziell sehr und ich kann mich darauf verlassen, das gibt mir auch die Ruhe im Training und im Wettkampf. Ohne die Unterstützung wäre für mich und für viele andere vieles nicht möglich, insofern ist die Sporthilfe ein sehr wichtiger Baustein in meiner Karriere.

Um näher an seiner Trainingsstätte zu sein, wechselte Valentin während der Corona-Pandemie Studiengang und Universität. Nun studiert der 26-Jährige den Bachelor Business Administration an der Hochschule Düsseldorf. (Foto: Deutsche Bank)

(Veröffentlicht am 27.06.2022)


Foto: Deutsche Bank
 
Geburtstag: 14. Dezember 1995 in Bochum
 
Sportart: Para-Tischtennis
 
Wohnort: Düsseldorf
 
Verein: Borussia Düsseldorf
 
Größte Erfolge: Paralympics-Sieger 2021, Paralympics-Zweiter 2016, Weltmeister 2014
 
Studium: Business Administration
 
Universität: Hochschule Düsseldorf

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