Foto: Gregor Winter

Sportart wechsel’ dich: Patricia Rieger

Athlet:innen, die sich im Laufe ihrer Karriere zu einem Wechsel ihrer Sportart entscheiden, sind in der modernen Sportwelt eher die Ausnahme als die Regel. Doch immer wieder gibt es Multitalente, die gleich in mehreren Disziplinen von Erfolg zu Erfolg eilen – im Schlaglicht diesmal: Drei Sportler:innen, die als Aktive noch einmal umgesattelt haben.


Viele Leistungssportler:innen sind in ihrem Sport von klein auf zu Hause. Dass man auch nach einem Quereinstieg erfolgreich sein kann, zeigt das Beispiel von Patricia Rieger. Die gebürtige Berlinerin war schon immer gerne in Bewegung und begeisterte sich für Schwimmen, Turnen, Volleyball oder Fußball. Besonders lange spielte die heute 33-Jährige Basketball. Durch ihren Sport-Leistungskurs in der Schule kam sie dann das erste Mal mit dem Fitnessstudio in Berührung und entdeckte dort ihre Liebe zum Krafttraining. Nachdem ihr das Training an den Geräten zu langweilig wurde, versuchte sich Rieger im Gewichtheben und meldete sich mit 27 Jahren in einem Verein an. Vorerst trainierte sie eigenständig oder mit anderen Gewichtheber:innen zusammen, zwei Jahre später erstmals mit einem Trainer. Das Gewichtheben macht ihr Spaß,

„weil es eine schöne Mischung ist: aus Kraft, aus Technik, aus Schnelligkeit und Beweglichkeit“.

Seit 2019 ist Rieger Mitglied der deutschen Nationalmannschaft. In jenem Jahr belegte sie bei der Europameisterschaft den 5. Platz und ebnete somit ihren Weg für eine späte, aber vielversprechende Karriere. Tokio 2021 heißt ihr großes Ziel, auf das die Gewichtheberin vom AV Speyer 03 fleißig hinarbeitet. Die Europameisterschaft im April ist dabei eine wichtige Zwischenstation, um sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren. Training und Lehrgänge stehen aktuell im Vordergrund. Gleichzeitig Sport und Arbeit – Rieger arbeitet seit fünf Jahren als Qualitätsmanagerin bei einem Pharmaunternehmen – unter einen Hut zu bringen, fällt ihr bei einem Trainingspensum von acht bis zehn Einheiten pro Woche nicht immer leicht. Sie ist dankbar, dass ihr Arbeitgeber und die Sporthilfe, von der sie seit 2019 gefördert wird, Unterstützung bieten und sie sich so trotz der Arbeit auf den Leistungssport konzentrieren kann.

Die Corona-Pandemie hat auch Riegers Trainingsalltag verändert. Sonst trainierte sie in einer Crossfit Box, im letzten Jahr hat sich ihr Wohnzimmer in ein Home-Gym verwandelt. „Sogar die Couch ist rausgeflogen“, lacht sie. Um sich weiterhin so gut wie möglich auf die anstehenden Wettkämpfe vorzubereiten, filmt sie sich beim Gewichtheben, sodass ihr Trainer zumindest aus der Ferne ein Feedback geben kann.

Höchste Konzentration und Kraft sind beim Gewichtheben ebenso essentiell wie die richtige Technik, Schnelligkeit und Beweglichkeit. Unter anderem diese Mischung gefällt der Gewichtheberin an ihrer Sportart besonders (Foto: picture alliance).

Aber auch die Liebe zum Basketball hat sie nicht verloren. Wenn es die Zeit hergibt, schnappt sich die Spätberufene auch gerne mal einen Ball und wirft ein paar Körbe. Obwohl sie die Basketballturniere und das Zusammenspielen mit der Mannschaft vermisst, fühlt sich Rieger in ihrer neuen Sportart sehr wohl und betont auch hier das Mannschaftsgefühl im Training oder bei Lehrgängen und Reisen. Tipps und Hilfestellungen von erfahreneren Kolleg:innen, auch aus der Nationalmannschaft, nimmt sie gerne an. „Die Zeit im Kader ist für mich als Späteinsteigerin super aufregend und spannend“, erzählt die Gewichtheberin. Getreu dem Motto ihres Opas schreckt Rieger vor keiner Herausforderung zurück:

„Nichts ist so schlimm wie die Angst davor.“

(Veröffentlicht am 21.06.2021)

Erschienen im Sporthilfe-Magazin go!d - Zur kompletten Ausgabe (1/2021)



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