Lisa Mayer - Leichtathletik
Frankfurt am Main, 28.06.2016

Lisa Mayer: „Für Rio liebäugeln wir mit einer Medaille in der Staffel“

Sprint-Shooting-Star und Germanistik-Studentin steht zur Wahl zum „Sport-Stipendiat des Jahres“ / Deutsche Bank und Sporthilfe vergeben Auszeichnung für Spitzenleistungen in Sport und Studium / Top 5 in öffentlicher Online-Abstimmung unter sportstipendiat.de

Lisa Mayer gewann 2015 bei den Junioren-Europameisterschaften (U20) die Silbermedaille über 100 Meter. Die 20-Jährige studiert Germanistik und Geographie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt/Main. In der aktuellen Saison unterbot die für die LG Langgöns-Oberkleen startende Sprinterin sowohl auf ihrer Lieblingsdistanz über 200 Meter als auch über 100 Meter die Olympia-Norm jeweils in neuer persönlicher Bestzeit. Bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel gewann sie über 100 Meter und 200 Meter die Silbermedaille. Vom 6. bis 10. Juli startet sie bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Amsterdam.

Du hast schon früh in der Saison die Olympianorm über 100 und 200 Meter unterboten und bist bei den Deutschen Meisterschaften fulminant in die deutsche Spitze gesprintet. Hast Du Deine Erfolge schon verarbeiten können?

Ich freue mich riesig über die Leistungen der vergangenen Wochen. Natürlich war ich im ersten Moment ein klein wenig enttäuscht, dass es in dem super knappen 200m-Finale der Deutschen Meisterschaften auf den letzten Metern nicht ganz zum Sieg gereicht hat. Die neue persönliche Bestzeit und die Nominierung für die Europameisterschaften entschädigen dies aber! Und dann kommen noch die Olympischen Spiele! Das war eigentlich gar nicht in primär in meiner Saisonplanung drin, auch wenn ich natürlich davon geträumt habe – welcher Sportler tut das nicht!? Die Nominierung für Rio ist erst am 12. Juli, aber für die Staffel dürfte ich eigentlich gesetzt sein. Von daher freue ich mich riesig!

Während viele Sprinter die 100 Meter bevorzugen, läufst Du lieber die doppelte Distanz. Warum?

Ich bin am Start noch nicht die allerbeste, auch wenn ich da in letzter Zeit aufgeholt habe. Das wirkt sich auf der kürzeren Strecke deutlich stärker aus. Aber ich finde die 200 Meter auch viel spannender, die 100 Meter sind einfach viel zu schnell vorbei. Bei den Deutschen Meisterschaften habe ich es zum ersten Mal geschafft, vom Start an und auch in der Kurve Vollgas zu geben, ich bin 110 Prozent gelaufen – und dann kam mit 22,87 Sekunden eine Zeit deutlich unter 23 Sekunden raus. Darüber bin ich echt happy.

Persönliche Bestzeit über 200 Meter, im Mai auch über 100 Meter mit 11,25 Sekunden, und Anfang Juni in Regensburg bist Du gemeinsam mit Tatjana Pinto, Gina Lückenkemper und Rebekka Haase mit exakt 47 Sekunden die beste Zeit einer deutschen Staffel seit 1990 gelaufen. Wieso läuft es plötzlich so gut bei Dir?

Insgesamt ist das Niveau im deutschen Damensprint gestiegen. Ich glaube, dass wir uns gegenseitig treiben, die Leistung der anderen ist Ansporn, in jedem Training 110 Prozent zu geben. Meine Leistungssteigerung hat sich eigentlich auch schon 2013 angedeutet, als ich 11,63 Sekunden bzw. wenige Wochen später bei der U18-WM 23,75 Sekunden gelaufen bin. 2014 war ich  viel verletzt, da hat mich kaum jemand wahrgenommen. Deshalb kam 2015 meine Zeit von 11,31 Sekunden für Außenstehende extrem überraschend. Die letzten zwei Jahre bin ich verletzungsfrei geblieben, das ist auch ein Verdienst meines Trainers Rainer Finkernagel, der jedes Training behutsam und sorgfältig plant. Er hört auf meinen Körper und zieht nicht stur einen Trainingsplan durch, vielmehr schauen wir gemeinsam von Woche zu Woche. Seitdem ich in Frankfurt studiere, werde ich immer wieder gefragt, warum ich nicht den Verein wechsele. Aber warum sollte ich das vor einem so wichtigen Jahr wie 2016 tun, wenn es so gut läuft!?

Wie sieht denn Dein Alltag aus, wo bringst Du neben dem Training das Studium noch unter?

Im Sommer ist das in der Tat schwierig. Aktuell habe ich nur einen Kurs belegt. Aber deshalb habe ich bereits, um in der Regelstudienzeit zu bleiben, im Wintersemester vorgearbeitet, also mehr als die eigentlich vorgesehenen Kurse belegt. Ich baue mir die Seminare um Training und Physiotherapie herum. Die Tage im Winter sind deshalb stark komprimiert, der Tag beginnt früh und endet spät, alles ist relativ strikt getaktet. Trotzdem klappt beides bislang recht gut. Auch wenn es anstrengend ist – das Studium ist mir sehr wichtig, als zweites Standbein, aber auch als Ablenkung und Abwechslung zum Sport.

Was würdest Du Dir wünschen, um Sport und Studium noch besser vereinbaren zu können?

Mein Trainer sollte nach Frankfurt ziehen. (lacht) Nein, im Ernst. Die Pendelei zwischen Frankfurt und Langgöns ist teilweise relativ anstrengend. Es ist eben doch ein Unterschied, ob man in drei Minuten zu Fuß zu Hause ist oder sich noch 45 Minuten ins Auto setzen muss.

Wie sieht Deine Vorbereitung auf die Europameisterschaften aus?

Die Grundausdauer habe ich, jetzt muss ich es hinbekommen, schnell zu bleiben und das Niveau zu halten. Bei der EM werde ich über 200 Meter starten. Ich hoffe, dass ich meine Zeit weiter steigern kann und mir so eventuell eine Chance auf das Finale erlaufe. Mehr Chancen haben wir sicherlich mit der Staffel, da wollen wir eine Medaille. In Vorbereitung auf Rio werden wir zwei Lehrgänge in Kienbaum absolvieren, zwischendrin laufe ich noch bei den Deutschen U23-Meisterschaften die 200 Meter. Und dann geht es am 6. August auch schon nach Rio.

Was sind Deine Ziele für die Olympischen Spiele?

Bei meinem Einzelstart möchte ich Erfahrungen sammeln und lernen. Ich will meine beste Leistung abrufen, zu was das dann reicht, wird man sehen. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch klar auf der Staffel. Unser Lauf in Regensburg mit 47,00 Sekunden war gut, aber noch nicht perfekt, wir können noch was drauf legen. In einer Staffel kann immer viel passieren. Dass wir im Juni Weltjahresbestzeit gelaufen sind, war schön, sagt aber für Rio nicht viel aus. Manche Nationen wie die Amerikanerinnen waren zu dem Zeitpunkt noch gar nicht gelaufen. Aber wir liebäugeln mit einer Medaille. Das wäre natürlich der absolute Traum!

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Video: Wahl zum Sport-Stipendiat des Jahres 2016: Lisa Mayer

Steckbrief

Lisa Mayer (* 2. Mai 1996 in Gießen)

Sportart: Leichtathletik/Sprint
Wohnort: Frankfurt am Main
Verein: LG Langgöns/Oberkleen

Größte Erfolge

  • Olympia-Vierte 2016
  • Silber bei der U20-EM über 100 m (2015)
  • Bronze bei der U20-WM mit der 4x100-Meter-Staffel (2014)
  • Silber bei den Deutschen Meisterschaften über 100 m und 200 m (2016)

Studium: Germanistik und Geographie
Universität: Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main

Die Deutsche Bank unterstützt im Rahmen der Sporthilfe-Förderung studierende Spitzenathleten mit 400 Euro im Monat. Aktuell profitieren rund 400 Sporthilfe-geförderte Athleten vom Programm, das mit dem dritten Semester einsetzt und mit einem Zeitbonus über die Regelstudienzeit hinaus gewährt wird. Die besonderen Leistungen der studierenden Athleten sollen mit der Wahl zum Sport-Stipendiat des Jahres zusätzlich herausgestellt und gewürdigt werden. Der Preisträger erhält für 1,5 Jahre von der Deutschen Bank den doppelten Stipendiumsbetrag von 800 Euro pro Monat. Die weiteren vier Finalisten erhalten für den gleichen Zeitraum eine Zusatzförderung in Höhe von 200 Euro pro Monat.

Diese Sporthilfe-Athleten stehen zur Wahl: Carina Bär (Rudern/Humanmedizin), Anna-Lena Forster (Ski alpin, paralympisch/Psychologie), Maximilian Hartung (Fechten/Soziologie, Politik und Wirtschaft), Lisa Mayer (Leichtathletik/Germanistik und Geographie), Maximilian Reinelt (Rudern/Humanmedizin). Bis zum 24. Juli kann jeder unter www.sportstipendiat.de den Nachfolger von Sophia Saller, Triathletin und Mathematik-Studentin in Oxford, wählen. Unter allen Teilnehmern des Online-Votings wird eine Deutsche Bank SparCard mit einem Guthaben von 500 Euro verlost. Die feierliche Preisverleihung findet am 22. September 2016 in der Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt am Main statt.


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Pressekontakt

Stiftung Deutsche Sporthilfe
Heike Schönharting
Managerin Kommunikation

Tel.069 / 67803 – 511
Mailheike.schoenharting@sporthilfe.de


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