Karin Orgeldinger, zum 1. Januar 2025 wird eine neue Sporthilfe-Förderung in Kraft treten. Wie kommt es dazu?
Deutschlands beste Athlet:innen haben bei den Olympischen und Paralympischen Spielen in Paris begeistert. Nicht nur mit Medaillen, sondern auch mit zahlreichen persönlichen Bestleistungen. Trotzdem müssen wir festhalten: Platz zehn beziehungsweise elf im Medaillenspiegel wird nicht dem Anspruch gerecht, den wir als Sportnation haben sollten. Der Abstand zu den Top-Nationen im olympischen Medaillenspiegel hat sich sogar im Vergleich zu Tokio nochmals vergrößert. Der Sporthilfe ist es wichtig, nun schnell nach den Spielen die Weichen zu stellen – damit unsere Athlet:innen künftig bessere Voraussetzungen dafür haben, auch auf Top-Niveau Spitzenleistungen zu erbringen.
Wie ist die Sporthilfe bei der Neuaufsetzung der Förderungsstruktur vorgegangen?
Wir haben die Zeit seit Tokio 2021 genutzt, um unsere bisherige Förderung zu evaluieren. Auf Basis dieser Analyse sowie vieler Gespräche mit Athlet:innen, Verbänden, dem BMI und Athleten Deutschland haben wir das neue Förderkonzept erstellt. Ziel war es, die Sporthilfe-Förderung künftig noch leistungs-, potenzial- und bedarfsorientierter aufzustellen. Aus einer Studie, die wir 2021 gemeinsam mit der Deutschen Sporthochschule durchgeführt haben, wissen wir: Drei von zehn Athlet:innen des Olympia- und Paralympicskaders waren bei ihrem Saisonhöhepunkt mental nicht voll "da”. Hier setzen wir an. Und werden noch genauer analysieren, was der- oder diejenige wirklich braucht, um die bestmögliche Leistung zu bringen.
Wie sieht die neue Förderung nun konkret aus, was ist neu?
Gefördert wird künftig im “4-3-3-System”: In vier Förderstufen, mit drei ineinandergreifenden Förderbereichen und entlang von drei finanziellen Förderschwerpunkten. Neu ist zum Beispiel, dass wir nun bereits alle international startenden NK1-Athlet:innen finanziell fördern und dass wir das auch nach Karriereende verstärkt tun. Im Sinne des Sporthilfe-Dreiklangs Leistung, Fairplay und Miteinander wird im Gegenzug die Grundförderung für die besser abgesicherten Inhaber:innen von Sportförderstellen gekürzt. Außerdem machen wir die Sporthilfe-Förderung einfacher verständlich und noch transparenter. Die Förderhöhen sind über alle Verbände hinweg einheitlich. Und es gibt nur noch eine Förderstruktur für alle olympischen und paralympischen Verbände, für Gehörlosen- und nicht-olympische Sportarten.
Das klingt vielversprechend. Wie geht es nun weiter?
Wir sind uns bewusst, dass nachhaltige Veränderungen Zeit brauchen. Wir gehen jedoch davon aus, dass schon bei den nächsten Sommerspielen 2028 positive Entwicklungen eingesetzt haben. Wir werden regelmäßig messen und über diese Kennzahlen analysieren, wo und wie die Sporthilfe-Förderung effizient und effektiv ist. Wenn man in den Nachwuchs investiert – und das tun wir –, braucht es jedoch auch immer etwas Geduld. Und es braucht die Unterstützung anderer Player im Sport, aus der Politik und aus der Wirtschaft. Unser Ziel ist es, kontinuierlich den Sporthilfe-Förderhaushalt zu erhöhen. Perspektivisch wollen wir die Athlet:innen ohne Sportförderstelle mindestens auf ein Niveau von 1.800 Euro im Monat heben. In diesem Zusammenhang wollen wir auch die aktuellen Besteuerungen der Sporthilfe-Förderung und der Athlet:innen diskutieren. Die Risikoabsicherung der Athlet:innen bei Verletzungen wollen wir ebenfalls weiter verbessern.
Kontakt:
Stiftung Deutsche Sporthilfe
Heike Schönharting
Otto Fleck-Schneise 8
60528 Frankfurt am Main
Tel: 069/67803 – 511
E-Mail: heike.schoenharting@sporthilfe.de