#comebackstronger: Heidi Zacher kämpft sich zurück

Skicrosserin Heidi Zacher hat nach ihrem Kreuzbandriss im Januar 2018 den Sommer über hart trainiert und will stärker zurückkommen als zuvor.


Heidi Zacher startete erfolgreich in die olympische Saison. (Bild: picture alliance)

Heidi Zacher war in der Form ihres Lebens. Im Weltcup standen in der noch jungen Saison ausschließlich erste und zweite Plätze zu Buche, die Ski-Freestylerin träumte von einer Medaille bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang.

Doch dann kam der 15. Januar 2018. Beim Trainingslauf zum Weltcuprennen in Idre wurde die WM-Vierte von 2017 bei einem der großen Sprünge von einer Windböe erwischt und so abgebremst, dass sie im Flachen landete. „Ich habe gleich gemerkt: Das war es.“ Olympia – aus und vorbei?!

Noch am selben Abend ging es aus Schweden zurück nach München in die Klinik, am darauffolgenden Morgen brachte die MRT Gewissheit: Kreuzbandriss. Ein riesiger Schock für Heidi, für die in diesem Moment alle olympischen Ziele und Träume, für die sie in den zurückliegenden Monaten und Jahren gearbeitet hatte, zerplatzten.

Für den Nachmittag des gleichen Tages wurde die Operation angesetzt. Wenig Zeit für Heidi sich mit der neuen Situation abzufinden. „Es waren sehr harte Stunden“, erinnert sich die bis dato sechsfache Weltcup-Gewinnerin. Harte Stunden, in denen sie jedoch direkt nach vorne blickte.

„Ich habe versucht, die negativen Gedanken beiseite zu schieben und mich in eine optimistische OP-Stimmung zu bringen. Ich wusste, dann würde die Heilung besser funktionieren.“ Ist das nüchtern und abgeklärt? Mitnichten, sondern bewundernswert!

Heidi Zacher ist nicht die einzige erfolgreiche Wintersportlerin, die im Vorfeld der Olympischen Spiele aufgrund einer Verletzung den Traum von einer olympischen Medaille begraben musste.

Nur wenige Wochen vor der Lenggrieserin zogen sich beispielsweise auch Felix Neureuther und Stefan Luitz innerhalb weniger Tage ebenfalls einen Kreuzbandriss zu und lagen zeitgleich im Krankenhaus. Auch Heidis Skicross-Kollegen Margarethe Aschauer und Daniel Bohnacker oder auch Skispringer Severin Freund konnten – allesamt nach Kreuzbandrissen – die Spiele in Pyeongchang nur als Zuschauer verfolgen.

Felix Neureuther (l.) und Stefan Luitz mussten ebenfalls wegen eines Kreuzbandrisses auf die Olympischen Spiele verzichten (Foto: facebook).
"Endlich wieder Rad fahren" (Bild: privat)

Frühlingsbeginn als Neuanfang

Bereits am Morgen nach der OP war für sie die Devise: „Jetzt hab‘ ich das Schlimmste überstanden, ab sofort geht es nur noch bergauf.“ Von diesem Moment an hat Heidi alle Energie in die Heilung gesteckt. Im Rückblick ist sie selbst ein wenig überrascht, wie gut ihr das gelungen ist.

Anfangs war es ein hartes Muskelaufbau- und Stabilisationstraining, doch „das schönere im Vergleich zum normalen Training ist, dass man merkbare Fortschritte hat, zum Beispiel sieht, dass die Oberschenkelmuskeln ein Stück mehr gewachsen sind.“

Als Ende März der letzte Schnee taute, war dies für die Skifahrerin erstmals kein trauriger Moment, sondern eher ein Neuanfang. „Endlich konnte ich wieder mit dem Rad fahren, mich draußen bewegen und war wieder richtig beschäftigt, da ich das Knie beim Radfahren mit wenig Belastung stärker bewegen konnte.“

Es folgten drei stationäre Reha-Wochen im April, Ende Mai konnte sie am Stützpunkt in Bad Endorf ins Skicross-Reha-Training einsteigen.

Einen Sommer lang stand unter der Anleitung von speziellen Trainern ein individuell angepasstes Training auf dem Programm: Von klassischen Elementen wie Physiotherapie und Krafttraining über Aqua-Jogging – auch auf Skiern! –, Trampolinspringen oder Lauftraining auf dem Beachvolleyballfeld bis hin zum Surfen auf der stehenden Welle in Salzburg.

Das Ziel: Stärker zurück kommen als zuvor

#comebackstronger – mit diesem Hashtag motivieren sich Athleten nach Verletzungen gegenseitig auf ihrem Weg zurück zu alter Stärke.

Und es ist auch die Bezeichnung für den Sporthilfe-Kader, in dem Athleten während einer längeren Verletzungspause weiter in dem bisherigen Umfang unterstützt werden – im Falle von Heidi im Top-Team, dem sie aufgrund ihres vierten Platzes bei der WM 2017 angehörte. Eine unabdingbare Unterstützung auf dem Weg zurück, für den Heidi den kompletten Sommer über viel Zeit investieren musste, deutlich mehr, als für eine ‚normale‘ Saisonvorbereitung.

In dieser Zeit war es Heidi nicht möglich, in ihrem Beruf zu arbeiten, den sie gewöhnlich parallel zum Spitzensport ausübt. Mit dem Ergebnis, dass sie darüber keine Einkünfte hätte. Theoretisch, denn auch hier springt die Sporthilfe ein und erstattet den Verdienstausfall.

Übrigens nicht nur in diesem – verletzungsbedingten – Sommer, sondern auch während der Wintersaison, wenn Heidi mehrere Monate im Weltcup-Zirkus unterwegs ist. „Nur mit Unterstützung der Sporthilfe ist es mir möglich, meinen Sport so professionell auszuüben und vor allem mit meinem Beruf zu vereinbaren. Dafür bin ich der Sporthilfe sehr dankbar!"

Hartes Muskelaufbau- und Stabilisationstraining mit Motivationsfaktor: "Man sieht die Oberschenkelmuskeln wachsen.“ (Bild: alexkumm.com + elace.de für comebackstronger.de)

Bei der Dualen Karriere ist der Kopf gefordert

Heidi ist gelernte Bankkauffrau und studierte Bankfachwirtin, arbeitet in der Raiffeisenbank in Bad Tölz. Sie hat sich bewusst für diesen Beruf und gegen eine Sportförderstelle entschieden: „Für mich ist es wichtig, dass auch der Kopf gefordert wird. Ich mache meinen Beruf sehr gerne.“ Außerdem gebe er ihr Sicherheit, wenn es mit dem Sport mal nicht so funktioniere. „Natürlich ist es nicht unbedingt der leichtere Weg, aber für mich der bessere.“

Seit Ende September ist Heidi Zacher wieder im Schnee auf Skiern unterwegs (Bild: picture alliance)

Und sie ist zurecht stolz auf ihre Duale Karriere. Ihrer Leistung hat die Doppelbelastung keinen Abbruch getan: In der Saison 2010/2011, als sie zu allem auch noch berufsbegleitend studierte, also eine dreifache Karriere aus Sport, Beruf und Studium lebte, ihre Masterthesis schrieb und mitten in der Saison ihre mündlichen Prüfungen hatte, belegte sie Rang zwei im Gesamt-Weltcup.

So weit reichen Heidis Pläne für die aktuelle Saison – natürlich - noch nicht. Heidi hatte im Spätsommer bewusst lange damit gewartet, wieder auf Schnee zu trainieren. Neben dem Knie sollte vor allem auch der Kopf dafür bereit sein, um Schonhaltungen und eventuelle Folgeschmerzen zu vermeiden. Ende September kam von den Ärzten das „Go“ für den Schnee. Und der erste Skitag bestätigte sie darin, in den letzten Monaten vieles oder gar alles richtig gemacht zu haben: „Es war einfach nur super, ich hatte keinerlei Schmerzen!“ Und jetzt brauche das Knie erstmal „Skifahren, Skifahren, Skifahren – und dann werden wir sehen...“

Come back stronger!

Heidi Zacher

* 17. März 1988

Sporthilfe-gefördert seit: 2009

Größte Erfolge: WM-Vierte 2017, 2. Platz Skicross-Gesamt-Weltcup 2010/11, 6 Weltcup-Siege

(Veröffentlicht am 13.12.2018)


#comebackstronger-Shirts zugunsten der Sporthilfe

In den sozialen Medien kursiert seit geraumer Zeit #comebackstronger. Mit diesem Hashtag motivieren sich Athleten nach Verletzungen gegenseitig auf ihrem Weg zurück zu alter Stärke – und darüber hinaus. Das Modelabel Dirts hat zusammen mit Handball-Profi Dominik Klein, der sich 2015 das Kreuzband riss und damals selbst erstmals einen Post mit dem Hashtag absetzte, die dazu passende T-Shirt-Kollektion entworfen.
Vom Verkauf jedes #comebackstronger-Shirts fließen 5 Euro direkt in den Förderhaushalt der Deutschen Sporthilfe. Geförderte Athleten, die aufgrund einer Verletzung länger pausieren müssen, werden – bei einer entsprechenden Leistungsperspektive – in das gleichnamige Team aufgenommen, so dass sie in einem identischen Umfang wie in der Zeit vor der Verletzung unterstützt werden können.

Online-Shop: www.comebackstronger.de



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