Die Sporthilfe hat sich in den zurückliegenden Monaten kritisch mit der Vergangenheit auseinandergesetzt und eine wissenschaftliche Untersuchung zur Geschichte einer namensgleichen Stiftung aus der Zeit des Nationalsozialismus in Auftrag gegeben. Das Ergebnis ist eine von Sporthistoriker Erik Eggers erstellte mikrohistorische Studie, die die Gründung, Arbeitsweise und Zweckentfremdung der „Stiftung Deutsche Sporthilfe“ im „Dritten Reich“ beleuchtet. Mit der vorliegenden Veröffentlichung macht die heutige Sporthilfe einen bislang nicht bekannten Aspekt der deutschen Sportgeschichte sichtbar.
Die Studie legt dar, dass die 1933 als „Hilfsfonds für den Deutschen Sport“ gegründete und 1936 in „Stiftung Deutsche Sporthilfe“ umbenannte NS-Stiftung unter der Leitung des Reichssportführers Hans von Tschammer und Osten eine zentrale Rolle bei der Finanzierung und Organisation des nationalsozialistischen Sports spielte. Offiziell diente die Stiftung der Unterstützung verletzter Sportler und dem Ausbau von Sportstätten. Tatsächlich wurden die Mittel – gesammelt über den sogenannten „Sportgroschen“, der eine Zwangsabgabe auf Eintrittsgelder bei Sportveranstaltungen darstellte – jedoch häufig satzungswidrig verwendet, etwa für politische Zwecke, persönliche Bereicherung oder den Aufbau des NS-Sportsystems. Besonders hervorgehoben wird die enge Verbindung zur Sportklinik Hohenlychen, die unter Leitung des SS-Arztes Karl Gebhardt zunehmend unter den Einfluss der SS geriet. Nach 1945 wurde die NS-Stiftung nicht weitergeführt.
Die Studien-Ergebnisse belegen: Die heutige Sporthilfe steht in keiner Weise in der Traditionslinie der namensgleichen NS-Stiftung, die in der Zeit von 1933 bis 1945 existierte. Studienautor Erik Eggers macht deutlich: „Auch wenn die Namen der beiden Stiftungen identisch sind: Die heutige Stiftung Deutsche Sporthilfe, die seit 1967 tätig ist, führt weder in ihrer Struktur noch in ihrer tatsächlichen Arbeit die Traditionslinie der NS-Stiftung fort.”
„Als Sporthilfe ist uns wichtig, uns mit allen Aspekten der Vergangenheit der Stiftung Deutsche Sporthilfe und des deutschen Sports insgesamt auseinanderzusetzen – auch mit den dunklen Kapiteln“, sagt Max Hartung, Sprecher des Sporthilfe-Vorstands, und dankt Erik Eggers für seine umfangreiche Recherche und die Erstellung der Studie. „Für uns ist die getätigte Aufarbeitung von Erik Eggers ein wichtiger Prozess im Sinne von Transparenz und Verantwortung, um auch in Zukunft mit unserer 1967 gegründeten Stiftung glaubwürdig mit den Sporthilfe-immanenten Werten ‚Leistung. Fairplay. Miteinander.‘ für unsere freiheitliche und demokratische Grundordnung einzustehen.“
Die wissenschaftliche Untersuchung von Erik Eggers basiert auf umfangreichen Archivquellen, die der Autor im Auftrag der Sporthilfe über einen Zeitraum von zehn Monaten erschlossen und ausgewertet hat. Die Studie wird in der kommenden Ausgabe der renommierten sporthistorischen Zeitschrift „STADION“ (Bd. 49, 1/2025) veröffentlicht, die im Nomos-Verlag erscheint. Vorab ist der Text hier einsehbar.
Hinweis an die Redaktionen:
Autor Erik Eggers wird die Studien-Ergebnisse zudem im Rahmen der Veranstaltung „Vergangenheit aufarbeiten – Zukunft gestalten: Die ‚Hall of Fame des deutschen Sports‘ im Diskurs” am 15. September 2025 im Tagungszentrum der Bundespressekonferenz in Berlin vorstellen. Beginn ist um 11 Uhr. Bei Interesse an einer Teilnahme an der Veranstaltung melden Sie sich bitte bei der Sporthilfe über presse@sporthilfe.de
Kontakt:
Stiftung Deutsche Sporthilfe
Heike Schönharting
Otto Fleck-Schneise 8
60528 Frankfurt am Main
Tel: 069/67803-511
E-Mail: heike.schoenharting@sporthilfe.de
Internet: www.sporthilfe.de