Bei den Olympischen Sommerspielen 2024 wird es neben den bekannten Sportarten auch einige Premieren geben. Drei von ihnen werden näher vorgestellt: Breaking, Kajak-Cross und Formula Kite.
Die Sportart soll frischen Wind ins olympische Programm bringen. Dinge anders machen als viele klassische Disziplinen. Olympia neu denken, Startpunkt Paris 2024. Was sie nicht machen soll: sich selbst verändern, ihre Strukturen, ihren Style. Genau darin sehen jedoch Einige in der Breaking-Szene die große Gefahr. Die Aufnahme in die olympische Charta als Marketingfalle? Oder gar die Kommerzialisierung bis hin zum Ausverkauf einer urbanen Bewegung?
Fragt man die aktuell beste deutsche Breakerin, Jilou Rasul, so spürt man, dass sie diese Thematik sehr beschäftigt. „Viele Kolleg:innen aus der Szene sehen die aktuellen Entwicklungen kritisch. Durch die neu geschaffenen Strukturen und den Druck der Verbände geht teilweise etwas der Spaß verloren. Das finde ich schade“, so die 30-Jährige. Denn B-Girl Jilou, wie sie unter Kolleg:innen gerufen wird, sieht in der olympischen Bewegung eine große Chance für die ganze Sportart.
„Viele Athlet:innen können es sich jetzt erst leisten, den Sport zielgerichtet auszuüben.“ Das Niveau sei mit der Olympia-Zusage und entsprechenden Fördergeldern deutlich gestiegen, der Konkurrenzkampf so hart und spannend wie nie, ergänzt sie. So sehr, dass auch die zweimalige WM-Bronzemedaillengewinnerin noch einen weiten Weg zur finalen Olympia-Qualifikation vor sich hat. 32 Startplätze gibt es insgesamt im Breaking, aufgeteilt auf je 16 B-Girls und B-Boys. Der Weg bis zu den begehrten Plätzen ist vielschichtig, neben der Weltrangliste zählen auch Wettkämpfe wie die WM oder eine Olympic Qualifier Series als potenzielle Auswahlkriterien. Wer planen will, muss also Punkte sammeln – und die Jury reihenweise von sich überzeugen. Bewertet werden bei den Duellen zweier Konkurrent:innen, die über drei Runden ausgetragen werden, verschiedene Elemente der Performance. In der Mischung aus Tanz, Musik und Athletik geht es um Physis, Ausdrucksstärke, aber eben auch um „Individualität und große Moves“, wie B-Girl Jilou es beschreibt. Diese Aspekte könnten in der Sportart, die ihre Anfänge im New York der 1970er Jahre hat, den Unterschied machen, erklärt die Wahl-Berlinerin.
Wer einmal bei einem Battle anwesend war oder Aufnahmen davon gesehen hat, bekommt eine Vorstellung davon, was Breaking für die B-Girls und B-Boys bedeutet: Identifikation, Selbstbewusstsein, Freude am Mit- und Gegeneinander. Dass diese Werte auf dem Weg zur Integration ins olympische Programm nicht verlorengehen, ist ein schmaler Grat in einer Szene, die viel Wert auf ihre Unabhängigkeit legt. Oder wie Jilou Rasul es formuliert:
„Breaking ist in manchen Dingen einfach anders als die klassischen Sportarten. Das war aber ja auch der Gedanke dabei, es ins Programm aufzunehmen: Dass man eben nicht alles gleich macht, sondern eher auch neue Impulse liefern kann.“
Breaking und Olympia, to be continued.
(Veröffentlicht am 24.07.2023)
Erschienen im Sporthilfe Magazin - Zur kompletten Ausgabe (1.2023)