Die Neuen in Paris: Kajak-Cross

Bei den Olympischen Sommerspielen 2024 wird es neben den bekannten Sportarten auch einige Premieren geben. Drei von ihnen werden näher vorgestellt: Breaking, Kajak-Cross und Formula Kite.


Wer bei der neuen Disziplin im Kanusport auf Namenssuche geht, wird schnell merken: das Ganze verdient auch ein Jahr vor den Olympischen Sommerspielen noch das Prädikat „work in progress“. „Die Zuschauer:innen wollen ein Spektakel bekommen, die Sportart soll TV-tauglich sein. Dafür wurden nicht nur der Name, sondern auch einige Regeln geändert“, beschreibt Stefan Hengst den aktuellen Status. Der 29-Jährige muss es wissen, ist er doch bereits seit einigen Jahren im ehemals als Extrem-Kanuslalom oder auch Boater-Cross titulierten Format aktiv. Und das sehr erfolgreich: als Weltmeister 2019 und Bronzemedaillengewinner 2022 bei der Heim-WM in Augsburg hat Hengst bereits bewiesen, dass ihm diese Disziplin liegt.

Eine Disziplin, die eng verbunden ist mit dem klassischen Kanuslalom im Kajak-Einer. Denn: Eine Qualifikation im Kanuslalom bedingt automatisch zur Startberechtigung im Kajak-Cross-Rennen. Für Stefan Hengst eine einfache Rechnung:

„Letztlich ist es für uns im Kanuslalom super hilfreich und das Beste, was passieren konnte. Du hast direkt eine Medaillenchance mehr.“

Dass nicht alle Athlet:innen im Kanusport diese Meinung teilen, liegt am Verteilungssystem des Weltverbandes. Denn durch die Aufnahme der neuen Disziplin in das olympische Programm wurden gleichzeitig einige Strecken im Kanurennsport aus ebenjenem gestrichen. Diskussionen vorprogrammiert.

Wie schwierig es ist, eine neue Disziplin Olympia-tauglich zu gestalten, zeigt sich jedoch nicht nur in den Auseinandersetzungen zwischen den Lagern Rennsport und Slalom. Auch Fragen rund um die TV-Tauglichkeit oder dem Unterhaltungswert dienliche Elemente im Rennen mussten neu diskutiert werden. „Es ist durch Olympia natürlich viel in Bewegung gekommen. Wichtig ist für mich vor allem, dass man die Athlet:innen bei den Überlegungen mit einbindet“, schildert Stefan Hengst seine Sichtweise.

Stefan Hengst (Foto: picture alliance)

Eine Sportart also, die sich in gewisser Weise noch in der Findungsphase befindet. Die eine spezielle Ausrüstung erfordert, von Paddel über Helm bis zur Schwimmweste. Und ein mindestens 18kg schweres Boot, das maximal 2,74m lang sein darf und dessen Material aus Polyethylen besteht. Die von außen betrachtet einer recht simplen Logik folgt: Vier Athlet:innen starten zeitgleich von einer mehreren Meter hohen Rampe in den Kanal – wer am Ende als Erste:r die Ziellinie überquert, gewinnt.

Auf dem Weg dorthin ist Vieles erlaubt. Die Konkurrent:innen rammen, die Hindernisse berühren, dazu ein extremes Taktikspiel, gepaart mit Kraft und Schnelligkeit. Spannung und mitreißende Rennen sind also garantiert. Ob das neue olympische Spektakel im Wildwasser-Kanal dann am Ende Kajak-Cross heißt oder noch einen neuen Namen bekommt: Wen interessiert das überhaupt?


(Veröffentlicht am 24.07.2023)

Erschienen im Sporthilfe Magazin - Zur kompletten Ausgabe (1.2023)



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