Was macht eigentlich...? Biathlet Daniel Böhm

Der frühere Weltklasse-Biathlet gewann bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi mit dem deutschen Quartett die Silbermedaille und wurde 2015 Staffel-Weltmeister – heute ist er Mitglied im Sporthilfe Alumni-Club. Nach seinem Karriereende 2016 schloss er eine Ausbildung als Hubschrauberpilot bei der Bundespolizei an, wechselte anschließend als Vertriebsleiter einer Kaffeerösterei in die freie Wirtschaft und kehrte Anfang des Jahres zum Biathlon zurück – als Sportmanager beim Weltverband IBU.


Wie fühlt es sich an, wieder im Sport zu arbeiten?

Ziemlich gut. Ich habe im letzten Jahr gemerkt, wie sehr mir Biathlon gefehlt hat. Es ist wie ein Sechser im Lotto.

Was sind Deine konkreten Aufgaben als IBU-Sportmanager?

Die Frage habe ich schon öfters gestellt bekommen, aber noch keine wirkliche Antwort parat. In den letzten zwei Jahren hat der Sportdirektor alles in einer One-Man-Show gemanagt. Das ist auf Dauer nicht leistbar. Seine Aufgaben werden jetzt auf vier Schultern verteilt. Das reicht von der Umsetzung des Regelwerks, der Organisation von Charterflügen über Partner-Betreuung bis hin zu TV-Rechten und Marketingthemen, um nur Einiges zu nennen. Für mich ist noch Vieles Neuland.

Als Athlet hat man durchaus Scheuklappen auf und bekommt von solchen Themen wenig mit.

Vom Athlet zum Manager - Daniel Böhm bleibt seiner Leidenschaft auch nach dem Karriereende treu (Foto: picture alliance)

Als Du Dein Karriereende bekanntgegeben hast, sah es nicht danach aus, dass Deine berufliche Zukunft im Biathlonsport liegt?

Ich war damals seit 13 Jahren bei der Bundespolizei, insofern habe ich geschaut, welche beruflichen Optionen es in der Behörde für mich gibt, zumal man einen Beamtenstatus ja nicht mal eben so schnell aufgibt. Für mich war dort eine Ausbildung zum Hubschrauberpilot das einzig Interessante. Ich musste aber feststellen, dass der berufliche Alltag im Anschluss in der Gesamtheit doch nicht so attraktiv für mich ist. Deshalb bin ich in die freie Wirtschaft gewechselt, bevor ich jetzt zum Biathlon zurückgekehrt bin.

Ich bin wieder zuhause angekommen, ich liebe einfach den Biathlon-Sport.

Kam Dein Karriereende mit 29 Jahren damals zu früh?

Da ich mich für die Pilotenausbildung entschieden hatte, war der Zeitpunkt vorgegeben – für den Ausbildungsbeginn liegt die Altersgrenze bei 30 Jahren. Im Nachhinein bin ich froh, dass mir die Entscheidung ein Stück weit abgenommen wurde, denn Viele verpassen den Absprung. Ich habe beobachtet, dass sich einige Athleten die letzten ein, zwei Jahre nur noch durchquälen, im Nachgang den Sport mit negativen Gefühlen verbinden und nichts mehr damit zu tun haben wollen. Ich dagegen erinnere mich absolut positiv an meine aktive Zeit.

Erfolgreich in Sport und Beruf: Seit dem Karriereende ist Daniel Böhm im Sporthilfe Alumni-Club aktiv (Foto: picture alliance)

Im Rückblick betrachtet: Würdest Du wieder eine Sportförderstelle wählen?

Der Weg zur Bundespolizei war für mich der absolut richtige. Allerdings würde ich mich heute besser auf die Zeit nach dem Sport vorbereiten. Nach der Ausbildung war ich zwar mal an der Uni eingeschrieben, habe aber de facto nicht viel gemacht. Aus heutiger Sicht kann ich jedem Athleten nur empfehlen, die Zeit zu nutzen und sich nicht ausschließlich 24/7 auf den Sport zu konzentrieren. Das wirkt sich auch positiv auf die sportliche Entwicklung aus.

Wie bewertest Du diesbezüglich die Angebote der Sporthilfe?

Das Angebotsspektrum ist gigantisch – was ich leider erst zum Ende meiner Karriere so wahrgenommen habe, vorher hatte ich die Sporthilfe zu wenig auf dem Schirm. Das hat sich erst geändert, als ich beim Champion des Jahres persönlichen Kontakt bekommen habe. Es liegt in der Eigenverantwortung des Athleten, sich zu informieren und die Angebote zu nutzen. Von daher ist es mir heute auch ein Anliegen, meine Erfahrungswerte an die aktuellen Athleten weiterzugeben und erhoffe mir dies auch über den Sporthilfe Alumni-Club: Einerseits einen sportartenübergreifenden Austausch, andererseits aber auch eine Plattform als Transfer zu den aktiven Athleten.

(Veröffentlicht am 20.03.2020)




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