Viele Wege führen nach Paris

Um sich den großen Traum von einem Start bei den Olympischen und Paralympischen Spielen zu erfüllen, bereiten sich Deutschlands beste Athlet:innen jahrelang und maximal intensiv auf das Großereignis vor. Wenn dann bei ihrem Auftritt auf der Weltbühne alle Augen auf sie gerichtet sind, liegen unzählige Trainingsstunden hinter ihnen, in der Regel unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Ein exemplarischer Blick hinter die Kulissen lässt erahnen, wie viele Trainingskilometer, -Sprünge und -Würfe, -Schläge, -Schüsse, -Schrauben und -Saltos allein innerhalb eines Jahres hinter den gezeigten Spitzenleistungen stecken. 

 

Nachgezählt.

...Stunden jährlich sitzt das Bahnrad-Trio Emma Hinze, Lea Sophie Friedrich und Pauline Grabosch jede für sich auf dem Sattel, um im Pariser „Vélodrome National“ in Topform zu sein. Ihre Durchschnittsgeschwindigkeit im Training auf der Bahn beträgt dabei 69 km/h – damit werden die dreifachen Weltmeisterinnen auf der knapp zwei Kilometer langen Champs-Élysées von jedem Radar-Blitzer erfasst. 

...Mal erklimmt Franziska Ritter im Laufe eines Trainingsjahres die 15 Meter hohe Speed-Kletterwand – im Idealfall in der deutschen Rekord-Zeit von 7,32 Sekunden (Stand Juni 2023). Bei gleichbleibender Geschwindigkeit würde sie die 49,45 Meter hohe Fassade des Arc de Triomphe in Paris in 24,13 Sekunden hinaufrasen. 

...Crossaints: Für intensive Trainingseinheiten benötigt Para-Triathlet Martin Schulz bis zu 400 Gramm Kohlenhydrate, um seinen Energiebedarf beim Schwimmen, auf dem Rad und beim Laufen zu decken. Aufs Jahr umgerechnet könnte er dafür 2.400 Croissants zu sich nehmen – wenngleich das beliebte Kult-Gebäck aus Frankreich als suboptimale Nährstoffquelle sicherlich nicht allzu oft auf seinem Speiseplan steht. 


Jedes der acht Mitglieder im Deutschlandachter trainiert in der zwölfmonatigen Olympia-Vorbereitung 5.500 Kilometer auf dem Wasser, hinzu kommen noch umgerechnet rund 1.500 Kilometer auf dem Ruderergometer. Übertragen auf die Seine, die auf einer Länge von 13 km durch Paris fließt, könnte das deutsche Flaggschiff darauf rund 540-mal die französische Hauptstadt durchqueren. 

Vom 10-Meter-Turm absolvieren Wasserspringer:innen wie Elena und Christina Wassen oder Timo Barthel im Laufe eines Trainingsjahres durchschnittlich 2600 Trainingssprünge und steigen dafür insgesamt mehr als 100.000 Treppenstufen nach oben. Zum Vergleich: Auf den 330 Meter hohen Eifelturm führen 1710 Stufen, wovon Besucher:innen heutzutage 740 benutzen können und den Rest mit dem Aufzug zurücklegen. 

...Tonnen stemmt Gewichtheber Nico Müller im Laufe seiner 60-wöchigen Olympiavorbereitung. Pro Woche reißt und stößt er somit durchschnittlich 50 Tonnen – und damit mehr als das Gewicht der sogenannten „Liebesschlösser“, die 2015 an der Ponts des Arts entfernt werden mussten. Das Geländer der Pariser Brücke drohte unter der angesammelten Last von 45 Tonnen einzustürzen. 


(Veröffentlicht am 24.07.2023)

Erschienen im Sporthilfe Magazin - Zur kompletten Ausgabe (1.2023)



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