Tischtennisspielerin Annett Kaufmann: Vom mündlichen Abi zum Arbeitshandy

Ein Jahr nach den Olympischen Sommerspielen und den Paralympics gilt der Fokus der deutschen Stars von Paris längst wieder neuen Zielen. Sie heißen Weltmeisterschaft, Studium – oder auch zweite Karriere nach dem Sport.


Kometenhaft, Raketenstart, Shooting-Star: Annett Kaufmann kennt alle Superlative. Vor eineinhalb Jahren war sie nur Tischtennis-Insidern ein Begriff, bei den Olympischen Spielen in Paris wurde sie zur Hoffnungsträgerin. Inzwischen lernt die 19-Jährige nicht mehr für ihre mündlichen Abiprüfungen in Mathe und Ethik, sondern hat sich ein Arbeitshandy zugelegt – für die vielen Anfragen von Medien und Unternehmen.

Nach Paris waren ihre Postfächer explodiert. „Im Urlaub habe ich erstmal das Handy ausgeschaltet. Danach musste ich das ein bisschen trennen“, sagt Kaufmann. Vorangegangen war ein Hype um ihre Person. Als nachnominierte Reservespielerin führte sie die deutschen Frauen mit beeindruckenden Vorstellungen bis ins kleine Finale des Mannschaftswettbewerbs. Dass es am Ende dann ohne Olympia-Medaille nach Hause ging, wertet die Linkshänderin nicht als Enttäuschung: „Aber traurig waren wir schon. Wir wollten uns belohnen, das war ein bisschen schade.“

Dabei war die Tochter eines früheren Eishockeyprofis und einer Ex-Ski-Rennläuferin ursprünglich als Reservespielerin nominiert. Nach zwei Verletzungen im Team stand sie auf einmal an der Olympia-Platte. 

„Die ganze Zeit war wie ein Rausch für mich. Ich habe die Atmosphäre im Olympischen Dorf aufgesaugt“,

rekapituliert sie ihre ersten Spiele.

Gesundheit vorausgesetzt, werden es sicher nicht ihre letzten bleiben. Schon jetzt werden Vergleiche mit Timo Boll laut, der seine Karriere erst nach sieben Olympiateilnahmen beendet hat. Mittlerweile ist Annett Kaufmann für ihre Gegnerinnen kein unbeschriebenes Blatt. „Das habe ich mir ein Stück weit auch erarbeitet“, sagt sie nicht ohne Stolz. Unterschätzt wird sie von keiner Kontrahentin mehr.

Annett Kaufmann gewann bei der Jugend-WM als erste Europäerin Gold. (Foto: picture alliance)

Aufhalten können sie trotzdem nicht alle. Im Oktober 2024 gewann Kaufmann mit Patrick Franziska EM-Bronze im Mixed, im November wurde sie Jugend-Weltmeisterin – als erste Europäerin. Bei der WM 2025 scheiterte sie zwar in der zweiten Runde, präsentierte sich gegen die Weltranglisten-Dritte aus China aber ebenbürtig. Das Leben von Annett Kaufmann hat sich in zwölf Monaten gehörig verändert.

Weiter an ihrer Seite: Die Sporthilfe, die sie bereits seit 2019 unterstützt. Anfangs in der Nachwuchselite-Förderung, inzwischen im Top-Team. „Das war schon cool, in jungen Jahren diese Unterstützung zu bekommen. Und auch heute ist es schön, die Sporthilfe als Ansprechpartner und Unterstützer zu haben“, sagt die Bietigheimerin. Nächstes Ziel: Im Herbst den Mannschafts-EM-Titel verteidigen. Annett Kaufmann hat noch viel vor.

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Erschienen im Sporthilfe Magazin

Zur Ausgabe 01.2025


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