Sie gehören zur Weltspitze – doch ihre Namen kennen meist nur Insider: Die Sporthilfe fördert neben olympischen und paralympischen auch Athletinnen und Athleten aus dem nicht-olympischen Bereich, deren Sportarten zu den alle vier Jahren ausgetragenen „World Games“ gehören. Im Schlaglicht diesmal: Drei Medaillenhoffnungen für die Spiele im August in China.
Er sitzt weder auf einem Wachturm, noch umgibt ihn alltäglich die „Bay Watch“-Romantik. Gerettet wird trotzdem – aber Puppen statt Menschen. Tims Disziplin ist Rettungsschwimmen. Und das bereits seit einem Jahrzehnt sehr erfolgreich. Mit einem Weltrekord bei den Junioren-Europameisterschaften 2015 machte er erstmals auf sich aufmerksam, seine erste internationale Medaille gewann er jedoch erst 2021. Heute ist dreifacher Europameister und World-Games-Sieger. Und bei den Weltspielen der nicht-olympischen Sportarten im August im Chengdu würde er zu gerne seine Medaillensammlung noch erweitern.
Der heute 27-Jährige ist in der Eifel geboren und aufgewachsen, der nächstgelegene Schwimmverein war einer der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG). „Ich weiß, das meine Sportart erklärungsbedürftig ist.
Wenn Menschen mich fragen, vereinfache ich es oft dazu, dass ich Schwimmer bin. Die Trainingsumfänge und Inhalte sind zu 95 Prozent vergleichbar, nur dass meine Hauptlage nicht Freistil oder Brust, sondern das Schwimmen mit Flossen ist.“
Die Leistung ist beeindruckend. Die Sportlerinnen und Sportler sprinten bei Tims World-Games-Disziplin, „Manikin Carry“, 100 Meter, wobei sie bei der 50-Meter-Wende eine Puppe vom Grund des Beckens bergen und dann mit ihr wieder zurücksprinten.
„Ich habe so vermutlich unzählige Puppen gerettet, aber diese Fähigkeit wurde abseits des Sports glücklicherweise bislang wenig benötigt“, ist Tim froh, dass er selten wirklich Leben retten muss.
Ein paar Jahre war er Mitglied der Sportfördergruppe der Bundeswehr in Warendorf, bis ihn ein Studienwunsch dort aufhören ließ. Aktuell studiert er Maschinenbau im Master an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg im zehnten Semester.
Trotz Austritt aus der Sportfördergruppe kam seine Schwimmkarriere erst danach richtig in Fahrt, was er auch dem guten Training beim SC Aqua Köln verdankt. Und 2025 ist der frischgebackene Familienvater – vor ein paar Wochen kam Sohn Nalu zur Welt – wieder so schnell geschwommen, wie seit 2021 nicht mehr.
Die Medaille bei den World Games hat Tim fest im Blick, auch wenn er sagt, dass die Weltspitze so stark ist wie noch nie, so dass dieses Jahr sogar schon ein Weltrekord fiel. „Die besten Acht der Weltrangliste haben sich in jeder Disziplin für Chengdu qualifiziert. Im ‚Manikin Carry‘ liegen diese Acht nur 1,2 Sekunden in ihren Bestzeiten auseinander.
Da kommt dann viel auf die Tagesform an – und das liegt mir eigentlich.“
Gern würde Tim mit einem Erfolg in China etwas zurückgeben – der Bundeswehr, als deren Reservedienstleistender er noch unterstützt wird, und der Sporthilfe, in deren Top-Team-Förderung er seit vier Jahren ist und über die er auch das Deutsche Bank Sport-Stipendium für sein Studium bekam.
„Durch diese Unterstützung konnte ich meinen Sport professionell ausüben. Das wäre sonst nicht möglich gewesen.“